Berufsbildungsbereich (BBB)

Der Weg in die Werkstatt: Kurz vor Ende der Sommerferien startet ein neues Kapitel im Leben der ehemaligen Schüler. Irgendwann entweder vor oder nach dem Strandurlaub gab es einen Besuch bei der örtlichen Agentur für Arbeit, die festgestellt hat, dass die Werkstatt die am ehesten geeignete Maßnahme zur Teilhabe am Arbeitsleben zu sein scheint. Nach erfolgter Zuweisung und durchgeführtem Aufnahmegespräch in der WfbM startet der ehemalige Schüler in das dreimonatige Eingangsverfahren. Der Status „Schüler“ wird durch den Status „Teilnehmer im Eingangsverfahren“ ersetzt.

Aufgaben des Eingangsverfahrens: Im Eingangsverfahren stellt der Berufsbildungsbereich anhand einer standardisierten Kompetenzanalyse und Beobachtungsbögen fest, ob die Werkstatt der geeignete Ort zur Teilhabe am Arbeitsleben ist. Weiter wird die Neigung der Teilnehmer überprüft. Erste Bildungsinhalte werden in modularisierter Form vermittelt. Hierbei stehen zu Beginn des Eingangsverfahrens Aspekte des Arbeits-, Brand- und Umweltschutzes sowie die Vorstellung von Rechten und Pflichten im Vordergrund. Die jeweiligen Ergebnisse der Analyse und der Beobachtungen werden in einem individuellen Eingliederungsplan dokumentiert und erste Bildungsziele mit dem Teilnehmer vereinbart. Diese Dokumentation geht an die Mitglieder des Fachausschusses, die sich über das weitere Verfahren beraten. In der Regel folgt nach dem Eingangsverfahren die Aufnahme in den Berufsbildungsbereich.

Aufgaben des Berufsbildungsbereichs: Insgesamt hält der Berufsbildungsbereich 18 verschiedene Berufsfelder vor, von der Verpackung & Montage über Lager & Logistik bis hin zur Datenarchivierung ist für jeden Teilnehmer etwas dabei. Wie das Eingangsverfahren sind auch die Bildungsinhalte modular aufgebaut. Schwerpunkte der beruflichen Bildung sind die Module 3 (Rahmenplan des jeweiligen Berufsfeldes) und Modul 4 (Übergreifende Kompetenzbildung). Die einzelnen Rahmenpläne sind binnendifferenziert, d. h. die einzelnen Tätigkeiten sind unterschiedlichen Anforderungsniveaus zugeordnet. Insgesamt gibt es vier verschiedene Niveaustufen, auch Bildungsebenen genannt. Die Zuordnung der Tätigkeit zur Bildungsebene orientiert sich dabei am Schwierigkeitsgrad der Tätigkeit oder an der Verantwortung, die mit einer Tätigkeit verbunden ist. So ist zum Beispiel das Auspacken von Komponenten leichter und mit weniger Verantwortung verbunden als die Endkontrolle einer Baugruppe inkl. Funktionstest. Demnach ist das Auspacken auch auf einer niedrigeren Bildungsebene verortet als die Endkontrolle. Das Modul 4 der übergreifenden Kompetenzbildung befasst sich inhaltlich mit der Entwicklung von verschiedenen für die Arbeitswelt grundlegenden Kompetenzen wie z.B. der Kritikfähigkeit oder der Teamfähigkeit. Aber auch Themen wie Kulturtechniken und Mobilität spielen eine große Rolle. Insgesamt verfügt der Berufsbildungsbereich der Hephata Werkstätten über acht Standorte, die sich teils auf Berufsfelder und teils auf bestimmte Behinderungsbilder spezialisiert haben. Dies sind auch die Hauptkriterien nach denen die Teilnehmer den entsprechenden Bildungsstandorten zugeteilt werden. Ein Wechsel des Standortes ist während der Maßnahme bei Bedarf oder auf Wunsch möglich und wird entweder durch den Teilnehmer selbst oder durch die Berufsbildner angestoßen. Da in den einzelnen Rahmenplänen der Berufsfelder Tätigkeiten mit erheblichen Maschineneinsatz aufgeführt sind, die der Berufsbildungsbereich nicht alle selber vorhält, werden die Teilnehmer in sog. Bildungs- oder Vertiefungspraktika entsendet. Dabei wird der Teilnehmer an einen Gruppenleiter im Arbeitsbereich, mit einem klar beschriebenen Bildungsauftrag für einen bestimmten Zeitraum, übergeben. Einige Produktionsbereiche haben dafür in Abstimmung mit dem Berufsbildungsbereich eigene Bildungsinseln geschaffen, auf denen den Teilnehmern gezielt und losgelöst vom Produktionsdruck die Arbeitsinhalte vermitteln. Neben den Bildungspraktika können die Teilnehmer auch Erprobungspraktika durchführen. Hierbei soll der Teilnehmer einen Einblick in das jeweilige Berufsfeld unter den realen Bedingungen des jeweiligen Produktionsstandortes bekommen.

Überprüfung des Maßnahmeverlaufs und Dokumentation: Neben der Eingliederungsplanung werden die einzelnen Tage des Eingangsverfahrens und der beruflichen Bildung genau dokumentiert und regelmäßig durch den Bildungsbegleiter in Abgleich gebracht. Dazu überprüft der Bildungsbegleiter anhand der Tages- und Wochendokumentation, ob an vereinbarten Zielen gearbeitet wurde, ob bereits Bildungserfolge erzielt werden konnten und ob die Bildungsebene aktuell ist. Mindestens halbjährig finden mit den Teilnehmern Gespräche über den Verlauf der Bildungsmaßnahme statt. In diesen Gesprächen werden u.a. die gemachten Erfahrungen in den verschiedenen Berufsfeldern, Wünsche und Verbesserungsvorschläge des Teilnehmers und Angebote weiterer Praktika thematisiert und in der Planung des weiteren Bildungsverlaufs berücksichtigt. Ziel der beruflichen Bildung ist neben der beschriebenen Qualifizierung in unterschiedlichen Berufsfeldern und übergeordneten Kompetenzen, die Suche nach einem adäquaten Arbeitsplatz für den jeweiligen Teilnehmer. Sei es im Arbeitsbereich der WfbM, in einer Betriebsintegration oder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.